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München, 03. Dezember 2019 – Wie das Bundeskriminalamt Ende Oktober anlässlich mehrerer aktueller Fälle vermeldete, verbreiten immer häufiger auch Kinder und Jugendliche kinderpornographische Inhalte in verschiedenen Sozialen Netzwerken. Daniela Riedel, die Medienkompetenz-Expertin des Kinderschutzbundes Landesverband Bayern e. V. (DKSB LV Bayern), berichtet in einem Interview über Medienkompetenz bei Kindern, den Trend, mögliche Beweggründe und wie Kinder und Jugendliche am besten damit umgehen, wenn sie derlei Material zu Gesicht bekommen.

Im Interview mit Daniela Riedel, pädagogische Mitarbeiterin der Geschäftsstelle des DKSB LV Bayern und Projektverantwortlich für die Elternkurse „Starke Eltern – Starke Kinder ®“ und das Medienkompetenztraining „Medienlöwen – Münchner Medientraining©“.

Der Umgang mit Medien wird für Kinder immer früher immer wichtiger. Wo liegen die Gefahren? Welche Vorteile gibt es?

Digitale Medien sind aus dem Familienalltag in der Tat nicht mehr wegzudenken. Wichtig ist ein Heranführen an Mediennutzung in Maßen und mit altersgerechten Inhalten. Kleinkindern sollte das Handy oder Tablet nicht als „Babysitter“ in die Hand gedrückt werden. Ab dem Kindergartenalter gibt es viele Apps oder Internetangebote, mit denen die Kinder das Tablet kreativ und spielerisch nutzen können. Die Datenbank Gutes Aufwachsen mit Medien hilft geeignete Angebote zu finden. Wichtig ist es, die Kinder bei der Mediennutzung nicht allein zulassen, sondern sie aktiv zu begleiten. Das gilt im Übrigen auch für das Fernsehen.

Auch für Kinder im Grundschulalter gibt es hervorragende Internetseiten oder Apps. Mit den Seiten www.seitenstark.de oder www.meine-startseite.de kann man z.B. für einen sicheren Surfraum sorgen, in dem sich das Kinder ausprobieren kann, ohne auf verstörende oder nicht altersgerechte Inhalte zu stoßen. So erleben Kinder, wie sie das Internet sinnvoll als Informationsquelle nützen können. Sie können dort ihre ersten Versuche im Chat starten, der moderiert wird und damit für Kinder wirklich sicher ist, und der Spaß kommt dank der vielen Spielelinks auch nicht zu kurz. „Meine Startseite“ gibt es übrigens auch als App.

Wenn das eigene Smartphone Einzug ins Kinderzimmer hält, ist es wichtig, dass Eltern auch hier auf Alterskennzeichnungen der Apps achten. Die sozialen Medien oder Nachrichtendienste sind ein Weg, um innerhalb der Familie schnell und unkompliziert in Kontakt zu treten. Dennoch liegt das Mindestalter bei 13 Jahren bzw. für WhatsApp sogar bei 16 Jahren. Zum einen wollen diese Apps viele Berechtigungen, d.h. viele persönliche Daten müssen preisgegeben werden, zum anderen werden über diese Apps Dinge kommuniziert und geteilt, mit denen Eltern so nicht gerechnet haben: Beleidigungen, Drohungen, Kettenbriefe und altersunangemessene oder rechtswidrige Fotos.

Laut BKA ist die Verbreitung von kinderpornografischen Bildern durch Minderjährige ein akutes Problem. Sie registrierten offenbar schon seit einigen Monaten unzählige Fälle, in denen junge Menschen kinderpornografische Bilder und Videos an Kontakte im Freundeskreis weiterleiteten. Die Motivation dahinter scheint jedoch nicht pädosexueller Natur. Was treibt Kinder und Jugendliche an, so etwas zu verbreiten?

Das können mehrere Gründe sein. Oftmals sind die Kinder, gerade in jüngeren Jahren, so erschrocken oder peinlich berührt, dass sie das Bild irgendjemandem zeigen müssen. Wenn sie sich damit nicht zu den Eltern trauen, schicken sie es halt ihren Freund*innen weiter oder gleich in den Klassenchat. Oder sie wollen sich damit profilieren: „Schaut mal, was ich bekommen habe! Bin ich nicht cool?“. Oder es ist der Reiz des Verbotenen. Sie wissen innerlich genau, dass das nicht in Ordnung ist und trotzdem kursieren diese Fotos. Das hat auch viel mit Heranwachsen / Pubertät zu tun. Die Kinder und Jugendlichen wenden sich bewusst nicht an Erwachsene, sondern probieren sich in ihrer Peergroup aus. Leider verlieren Sie dabei aus den Augen, dass hinter den Bildern reale Geschichten stehen. Und auch, dass sie sich mit dem Besitz dieser Bilder und der Verbreitung strafbar machen. Da sind sie arglos und reagieren sehr erschrocken, wenn wir sie im Rahmen des Medienkompetenztrainings darüber informieren.

Was könnte man Ihrer Meinung nach tun, um ein solches Verhalten zu verhindern bzw. diesem vorzubeugen?

Das Gespräch suchen, aufklären und auch auf die rechtlichen Konsequenzen hinweisen. Wichtig ist, sich kontinuierlich dafür zu interessieren, was das eigene Kind in den sozialen Medien so macht, was es spielt und was es erlebt. Das ganze bitte, ohne zu bewerten oder aus Erwachsenensicht zu kommentieren. Da können auch aktuelle Zeitungsberichte ein guter Gesprächsanlass sein, um mal nachzufragen, ob der eigene Nachwuchs so etwas auch schon erlebt hat. Dann kann man mit dem Kind besprechen, was es tun kann, wenn es solche Bilder, Filme oder auch andere Inhalte bekommt, die es ängstigen oder verunsichern. Wir Erwachsene sind uns nicht im Klaren, wie früh und leicht die Kinder in Kontakt mit solchen Inhalten kommen. Eltern wollen ihre Kinder schützen, doch Software oder Filterprogramme funktionieren meist nicht auf den mobilen Geräten und schützen nicht vor Fehlverhalten. Den Kindern ein Vorbild sein und mit ihnen im Gespräch bleiben, ist das, was wir Eltern raten.

Was sollten Kinder und Jugendliche oder deren Eltern tun, wenn sie kinderpornographisches oder auch rechtsextremistisches Material von jemandem zugeschickt bekommen?

Die Kinder und Jugendlichen sollen das Material bitte nicht weiterschicken, sondern den Eltern oder anderen erwachsenen Vertrauenspersonen zeigen. Diese können dann entscheiden, ob sie damit an die Schule herantreten (falls die Verbreitung im Klassenchat stattfindet) oder gleich zur Polizei gehen. Zusätzlich besteht innerhalb der Sozialen Netzwerke und auch innerhalb vieler Spiele die Möglichkeit den Absender solcher Nachrichten zu melden. Natürlich kann der Kontakt auch blockiert werden. Wichtig ist, dass der Vorfall nicht bagatellisiert wird, sondern wirklich Schritte unternommen werden. Wir müssen alle couragiert gegen die Verbreitung solchen Materials vorgehen und uns nicht scheuen, die rechtlich notwendigen Schritte bei der Polizei einzuleiten.

 

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Kontakt:

Der Kinderschutzbund Landesverband Bayern e. V.
Cordula Falk
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Der Kinderschutzbund Landesverband Bayern e.V. ist Dachverband für 59 Orts- und Kreisverbände. Er ist Mitglied im Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband und anerkannter freier Träger der Kinder und Jugendhilfe nach §75 SGB VIII. Im Bundesverband des Deutschen Kinderschutzbundes sind 16 Landesverbände und über 430 Orts- und Kreisverbände vertreten. Bundesweit haben sich über 50.000 Mitglieder zusammengeschlossen, die mit über 10.000 Ehrenamtlichen und rund 5.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine kindgerechte Zukunft schaffen wollen. Der Deutsche Kinderschutzbund (DKSB) hat sich seit seiner Gründung 1953 in Hamburg zur größten Lobby für Kinder in Deutschland entwickelt. Er setzt sich für die Rechte aller Kinder ein. Dabei macht er keinen Unterschied zwischen Herkunft, Geschlecht, Konfession, Behinderung und Nichtbehinderung. Der DKSB versteht sich als moderner Dienstleister und bietet Kindern und deren Familien in Zusammenarbeit mit anderen Organisationen und Einrichtungen zahlreiche Hilfsangebote und Projekte an. Darüber hinaus leistet er auf politischer Ebene Lobbyarbeit und informiert Politiker, Medien und Öffentlichkeit über Missstände. Mehr unter www.kinderschutzbund-bayern.de.