München, 22. Juli 2019 – In wenigen Tagen erhalten die bayerischen Schülerinnen und Schüler ihre Zeugnisse. Viele kommen mit einem Lächeln nach Hause und freuen sich gemeinsam mit ihren Eltern über die guten Noten. Doch nicht alle Kinder sind mit dem Ergebnis des Jahreszeugnisses glücklich und ebenso ihre Familie. Die große Frage, die sich dann viele Eltern stellen ist, wie sie mit den schlechten Noten Ihres Kindes am besten umgehen.
Das Pädagogik-Expertenteam in unserer Geschäftsstelle, Frau Daniela Riedl und Frau Laura Miehlbradt, haben für Sie ein paar Tipps zusammengetragen, die wir Ihnen gerne an die Hand geben möchten:
1. Was ist eigentlich los
Oft erzählen Kinder nicht sofort, was sie bedrückt. Stellen Sie Ihrem Kind daher Fragen – auch solche, die über den inhaltlichen Unterricht hinausgehen und den gesamten schulischen Kontext berücksichtigen: Gibt es vielleicht Probleme in der Schule? Fühlt sich Ihr Kind ausgegrenzt oder gemobbt? Oder versteht Ihr Kind den Unterricht nur bei einer ganz bestimmten Lehrkraft nicht? Vielleicht befindet sich Ihr Kind auch gerade in einer schwierigen Phase (Pubertät, Schulwechsel) und ist daher nicht so konzentriert wie sonst? Vielleicht liegt aber auch eine unerkannte Lernstörung vor, wie Cathrin Haller, Lerntherapeutin (FiL) und Vorstandsmitglied im DKSB Landesverband Bayern, weiß: „Zwischen 5 und 10% aller Kinder haben Lernstörungen, die oftmals weder von den Eltern als auch von den Lehrkräften als solche erkannt werden, da die Kinder Großmeister der Kompensation sind. Das heißt, dass es viele Kinder gibt, die auf Grund einer unerkannten Lese-Rechtschreibstörung und/oder Rechenstörung in eine negative Lernspirale geraten sind und daher schlechte Noten heimbringen“.
Nicht immer stecken hinter schlechten Noten unbedingt ein Problem im Verstehen oder Lernen. Beziehen Sie daher den gesamten Lebensraum Ihres Kindes als mögliche Ursache mit ein. Vielleicht belasten auch mehr als nur einer dieser Aspekte Ihr Kind. Was auch immer dahinterstehen mag – geben Sie Ihrem Kind die Zeit und den Raum, alles, was es bedrückt, mit Ihnen aus- und ansprechen zu können.
2. Du bist damit nicht allein – wir helfen Dir
Vermitteln Sie Ihrem Kind, dass es mit seinen Problemen nicht allein ist. Sie als Eltern sind immer zu seiner Unterstützung da. Aber es gibt auch noch viele andere Helfer, wie Schulpsychologen, -berater oder auch engagierte Lehrkräfte, die Sie und Ihr Kind unterstützen. Gehen Sie die Schwierigkeiten gemeinsam an. Hat Ihr Kind Probleme mit Ausgrenzung oder Mobbing, können Sie sich Hilfe holen. Sowohl bei der schulinternen Schulpsychologin oder dem Schulpsychologen, als auch bei externen Beratungsstellen. Gibt es hingegen Probleme mit einer bestimmten Lehrkraft, sollten Sie das Gespräch mit ihr suchen. Bleiben Sie ruhig und besprechen Sie sich konstruktiv, auch wenn es Ihnen schwerfällt. Hilft das Gespräch nicht weiter, können Sie auch hier Hilfe bei der zuständigen Schulpsychologin bzw. dem Schulpsychologen oder der Direktorin bzw. dem Direktor suchen. Im Härtefall kann auch ein Schulwechsel eine Lösung sein.
3. Mehr Motivation – weniger Druck
Bringt Ihr Kind häufiger schlechte Noten mit nach Hause, untergräbt dies dauerhaft sein Selbstbewusstsein. Scham, Angst und das Gefühl der Unzulänglichkeit können zu einem Teufelskreis schlechter Noten führen. Sie können Ihrem Kind helfen, indem Sie außerschulische Aktivitäten fördern (z. B. Sport), die ihm Spaß machen. Hier kann es, in ungezwungener Atmosphäre, wieder spüren und erfahren, welche besonderen Fähigkeiten und welches Potential in ihm stecken und so ein Stück seines Selbstwertgefühls zurückerobern.
4. Gemeinsames Arbeiten
Arbeiten Sie mit Ihrem Kind den fehlenden Wissensstand auf. Durch gemeinsame Hausaufgabenrituale entsteht eine Tagesstruktur, die Ihrem Kind hilft, die nötigen Anstrengungen aufzuwenden und die Wissenslücken zu schließen. Ist der Unterrichtsstoff zu kompliziert, hilft natürlich auch eine professionelle Nachhilfe in den Problemfächern. Oftmals ist eine Gruppen-Nachhilfe eine gute Wahl, weil das Kind sich in der Runde nicht als Außenseiter oder Versager erfährt, sondern Mitglied der Nachhilfegruppe, in der alle Nachholbedarf haben, ist und sich häufig damit schon deutlich besser fühlt.
Ist die Thematik besonders belastend oder akut, kann ein Anruf bei der „Nummer gegen Kummer e. V.“ helfen. Der Verein ist bereits seit den 80iger Jahren aktiv: Telefonisch, per E-Mail oder auch per Chat können Kinder und Jugendliche aus ganz Deutschland ihre Sorgen und Nöte anonym und kostenfrei mit geschulten Helfern besprechen. Hilfesuchende Eltern können sich seit 2001 an ein spezielles „Elterntelefon“ wenden. Hier haben geschulte Ehrenamtliche ein offenes Ohr für die Sorgen der Eltern:
Kinder- und Jugendtelefon 116 111 (kostenlos)
Elterntelefon 0800 – 111 0 550 (kostenlos)
Am Ende des langen Schuljahres benötigen Kinder – ob gute oder schlechte Noten – jedoch vor allem eine Auszeit von der Schule. Deshalb sollte die freie Zeit in den Sommerferien dringend auch zur Erholung genutzt werden.
Wir wünschen Ihnen allen schöne und erholsame Sommerferien.
>> Pressemitteilung zum Download (PDF)
Wollen auch Sie sich aktiv oder durch eine Spende für den Kinderschutz in Bayern stark machen? Hier finden Sie weitere Informationen: www.kinderschutzbund-bayern.de/mithelfen.
Kontakt:
Deutscher Kinderschutzbund Landesverband Bayern e. V.
Cordula Falk
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Der Deutscher Kinderschutzbund Landesverband Bayern e.V. ist Dachverband für 60 Orts- und Kreisverbände. Er ist Mitglied im Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband und anerkannter freier Träger der Kinder und Jugendhilfe nach §75 SGB VIII. Im Bundesverband des Deutschen Kinderschutzbundes sind 16 Landesverbände und über 430 Orts- und Kreisverbände vertreten. Bundesweit haben sich über 50.000 Mitglieder zusammengeschlossen, die mit über 10.000 Ehrenamtlichen und rund 5.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine kindgerechte Zukunft schaffen wollen. Der Deutsche Kinderschutzbund (DKSB) hat sich seit seiner Gründung 1953 in Hamburg zur größten Lobby für Kinder in Deutschland entwickelt. Er setzt sich für die Rechte aller Kinder ein. Dabei macht er keinen Unterschied zwischen Herkunft, Geschlecht, Konfession, Behinderung und Nichtbehinderung.
Der DKSB versteht sich als moderner Dienstleister und bietet Kindern und deren Familien in Zusammenarbeit mit anderen Organisationen und Einrichtungen zahlreiche Hilfsangebote und Projekte an. Darüber hinaus leistet er auf politischer Ebene Lobbyarbeit und informiert Politiker, Medien und Öffentlichkeit über Missstände. Mehr unter www.kinderschutzbund-bayern.de.